Erzählwettbewerb 2021
Preisverleihung - Erzählwettbewerb für Kinder 2021
Endlich konnten wir unsere Preisträger des Wettbewerbes ehren.
Mit Freude haben der Freundeskreis Münchhausen und die Stadt Bodenwerder die Zertifikate und Preise vergeben . (Genauer Bericht in der DWZ kommende Woche)
In den Beurteilungskriterien findet man lobende Zuschreibungen wie:
1. Preis Levke Hölscher:
Deine Erzählung verbindet auf großartige Weise eine traditionelle Münchhausen-Erzählung mit der Moderne.
2. Preis Felix Fischer:
Deine Geschichte könnte man Münchhausen in den Mund legen und keiner würde es merken.
und
2. Preis Sophie Mittendorf:
Du hast ganz professionell ein Thema -die Milch- durchgezogen.
3. Preis Malikia Marie Mwanzara:
Man spürt bei deiner Erzählung, wie gern du mit schöner Sprache umgehst.
- Das ist Fabulierkunst vom Feinen. - Das macht Freude zu lesen.
- Wir danken dir für diesen Spaß. - Das ist dir richtig gut gelungen.
Aus diesem Grund haben wir einen 1. sowie einen 3. Preis und zweimal einen 2. Preis vergeben.
Beim Lesen der herrlichen Texte, wird man bestimmt das Lob genau zuordnen können.
Viel Spaß!
Recht herzlichen Dank allen Akteuren für ihren Mut und ihre Bereitschaft!
In Vertretung für den Freundeskreis Münchhausen und die Stadt Bodenwerder
Dr. Claudia Erler, Museumsleiterin
Mein Ritt in die Zukunft
Levke Hölscher, 12 Jahre
Ihr wisst doch bestimmt, dass ich einmal beim türkischen Sultan war. Obwohl es mir dort nicht schlecht ging, hatte ich große Sehnsucht nach Bodenwerder. Also entschloss ich mich nachts zur Flucht. Ich schlich im Dunkeln zum Stall, nahm mein treues Pferd und ritt los.
Mein Litauer wollte auch nach Hause und raste daher sofort los. Mit der Zeit lief er immer schneller und schneller, sodass ich fast die Besinnung verlor.
Nach kurzer Zeit war ich schon in Bodenwerder angekommen und fand mich vor meinem Haus wieder. Noch etwas benommen ging ich hinein. Doch die Räume sahen ganz anders aus, als ich sie in Erinnerung hatte.
Überall saßen komisch gekleidete Leute an merkwürdigen Tischen und guckten auf leuchtende, flache Kästen. Wo war ich nur gelandet?
Ich beschloss erst einmal an die frische Luft zu gehen.
Doch ich traute meinen Augen kaum. Die Bäume, die ich klein in Erinnerung hatte, waren riesig groß! Der kleine Weg war zu einer breiten, glatten Straße geworden, auf der seltsame Fahrzeuge fuhren, die laut waren und stanken.
Die sonst so breite Weser war kleiner als sonst, doch eine riesige Brücke führte darüber. Auch auf der anderen Seite standen Häuser.
Ich war verwirrt und ging zurück zu meinem Haus. Mein Pferd trank dabei Wasser, das aus einem halbierten, bronzenen Pferd floss.
Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken, weil plötzlich eine Gruppe Leute auf mich zukamen und mit kleinen rechteckigen Dingern auf mich zielten. Mutig blieb ich erst einmal stehen. „Wow, ein tolles Kostüm!“ sagten sie, wir dachten ihre Aufführung ist erst am Samstag!“
Nun wurde es mir doch zu bunt! Ich entschloss mich, einfach wieder zurück zum Sultan zu reiten. Dort ging es mir gar nicht so übel.
Ich gab meinem Pferd die Sporen und es galoppierte genauso schnell zurück, wie es hergekommen war.
Erst als ich Jahre später wieder in einem normalen Tempo nach Bodenwerder ritt, wurde mir klar, was damals geschehen war:
Ich war auf meiner ersten Reise so schnell geritten, dass ich in der Zukunft angekommen war.
Münchhausen und der Milchmensch
Sophie Mittendorf, 3. Klasse
Als ich einmal wieder lange am Frühstückstisch saß und mir mein Marmeladenbrot schmecken ließ, guckte ich auf den Kalender und sah, dass es schon Donnerstag war. „Potzblitz!“ rief ich, „ich bin schon wieder zu spät!“
Ich zog mir meinen Mantel und meine Schuhe an und rannte aus dem Haus.
Schnell lief ich zu meinen Freunden, denn sie wollten mal wieder meine Geschichten höre. Ich erzählte ihnen die Geschichte, als ich auf der Kanonenkugel geritten bin.
Da sagte mein Freund Helmut: „An die Geschichte erinnere ich mich ja gar nicht mehr. Die glaube ich dir nicht.“ „Doch, doch“, sagte ich. Helmut rief: „Niemals hast du das getan!“ Ich antwortete: „Das beweise ich dir.“
Also stieg ich auf meine Kanonenkugel und flog los, ganz hoch hinaus.
Plötzlich kam ein Sturm auf, er wirbelte mich immer höher und höher, bis ich nicht mehr wusste, wo ich war.
Als ich mich umguckte, war es ganz weiß und schwarz um mich und es leuchtete sehr.
Da sah ich auf einmal ein Wesen auf mich zukommen. Ich fragte: „Wo bin ich denn hier gelandet?“
Da sagte das Wesen: „Du bist hier in der Milchstraße und ich bin, wie alle hier, ein Milchmensch. Und wer bist du?“ „Ich bin von dem Planeten Erde.“ „Also bist du ein Erdenmensch. Wie bist du denn hierhergekommen?“
Ich erzählte ihm, dass mich ein Sturm her gewirbelt hatte.
Der Milchmann fragte mich, ob ich ihm einmal die Erde zeigen könne. Sofort antwortete ich: „Na klar, du musst nur auf meine Kanonenkugel steigen.“ Und schon flogen wir gemeinsam zur Erde.
Ich zeigte ihm meine Heimatstadt Bodenwerder mit der Kirche und der Weser und stellte ihm meine Freunde vor. Sie hatten schon alle ein Glas Wein in der Hand und luden uns ein. Doch der Milchmann verzichtete darauf und trank lieber ein Glas Milch.
Später brachte ich ihn wieder in die Milchstraße zurück. Von da an glaubte Helmut mir jede Geschichte.
Der Würstchenbaum
Felix Fischer, 8 Jahre
Der Baron von Münchhausen hatte eines Tages geschäftlich in Kassel zu tun.
Er packte Proviant ein - für die Hin- und Rückreise. Dieser bestand aus zwei Broten, zwei Äpfeln und fünf Würstchen.
Nach fünf Stunden Ritt hatte er so einen Hunger, dass er alles aufaß, außer drei Würstchen.
Weil er wusste, dass in Kassel viele Gauner rumlungerten, vergrub er die drei Würstchen für die Rückreise.
Über ihm saß dabei ein Eichhörnchen auf einem Ast und knabberte an einer Nuss.
Ohne dass die beiden etwas mitbekamen, fiel die Nuss in das Loch zu den drei Würstchen.
Der Baron machte das Loch zu, bevor er in die Innenstadt ritt,
Auf seinem Heimweg - zwei Wochen später - vergaß er jedoch den Proviant.
Als nun der Baron ein Jahr später wieder etwas in Kassel zu tun hatte, sah er kurz vor der Stadt einen Baum, an dem Würstchen hingen.
Da wusste er, dass er seine Würstchen ganz vergessen hatte.
Der verzauberte Teil des Waldes
Malikia Marie Mwanzara, 12 Jahre
Hallo, ich bin Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen. Ich wollte euch eine Geschichte aus dem Wald, dem Hopfenwald erzählen.
Es war damals im Winter, es lag aber nur wenig Schnee, denn es war gerade erst Winter geworden, also noch etwas Herbst. Es waren so -3 0 C, nicht sehr kalt.
Damals wollte ich in den Wald gehen und die frische Luft genießen.
Als ich tiefer in den Wald ging, wurden wie üblich die Bäume dichter, aber etwas war anders, es fiel mir nur noch nicht auf!
Ich ging noch tiefer in den Wald, bis ich auf einmal das Gefühl hatte, mich verirrt zu haben. Ich schaute mich genau um und merkte, dass ich in einem Teil des Waldes war, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Da sah ich einen kleinen Tunnel, den ich so schön fand, dass ich durch ihn gehen musste. – Und dort, hinter dem Tunnel- war Frühling – oder doch schon Sommer?
Es wurde wärmer und hinter einer Trauerweide, der schönsten, die ich je gesehen hatte -ich traute meinen Augen nicht- dort stand ein Einhorn. Dieses Pferd, oder Fabelwesen, wie auch immer, war wunderschön.
Es war schneeweiß mit silbrig glänzender Mähne, einem goldenen Horn und violetten Augen. Ja, die Augen waren wirklich violett, einfach wunderschön!
Es konnte keine Menschensprache, aber man verstand es irgendwie durch den Verstand! Es denkt, dass es schön ist, wieder mal Gesellschaft zu haben. Es war so allein!
Wir unterhielten uns kurz - in Gedanken. Ich fragte, ob es noch Schnee fallen lassen könnte. Es schwang sein Horn und kurz darauf war der ganze Boden weiß. Das waren die dicksten Schneeflocken, die ich je gesehen hatte.
Oh, nein! Es würde schon bald dunkel sein! Ich nahm den ganzen Weg zurück, doch vorher verabschiedete ich mich vom Einhorn.
Als ich zuhause war, überlegte ich mir, morgen nochmals dort hinzufahren.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und ging direkt nach dem Frühstück in den Wald, aber alles war weg, wie weggezaubert, auch die nächsten und darauffolgenden Wochen.
Doch gestern, also ein Jahr später, bin ich wieder dort hingegangen. Und man wird es nicht glauben: Dort lag kein Einhorn unter der Trauerweide, sondern ein Drache. Es war dieselbe Verbundenheit, wie mit dem Einhorn. Der Drache war feuerrot, mit schwarzen Hörnern und sehr, sehr vielen Schuppen.
Er dachte, dass er Angst einflösend war. Naja, also niedlich ist anders.
Er erklärte mir: Wenn ein Einhorn vereinsamt, wird es zum Drachen. Wenn der Drache vereinsamt, wird er zum Phönix. Vereinsamt jedoch der Phönix, zerfällt er zu Staub. Aus diesem Staub wird ein neues Einhorn geboren und der Kreislauf beginnt von vorn.
Jetzt wusste ich, was passiert war und was noch passieren wird.
Der Drache sagte, dass es viele Einhörner auf dieser Welt gäbe. Sie versteckten sich, um entdeckt zu werden. Ich hoffte, dass noch andere diese Lichtung fanden.
Aber bis dahin ist meine Geschichte hier zu Ende und es ist alles wahr, genauso ist es passiert.